Orden vom Goldenen Vlies in Brillanten und Smaragden.
Juwelenbesetztes Ordenskleinod aus dem Besitz eines europäischen Fürstenhauses.
Am langen Originalband aus roter Seide mit Verschlußösen.
Das goldene Widderfell in feinster Goldschmiedetechnik hohl gearbeitet und rückseitig verbödet. Die Aufhängung in Weißgold gefertigt und mit Brillanten besetzt.
Der Flammenteil mit Feuerstein, der stilisierte Feuerstahl und der Coulant vollständig mit Brillanten und drei großen Smaragden besetzt. Die Fassungen in Weißgold gearbeitet.
Der mittlere Smaragd im Smaragdschliff, die anderen beiden Smaragde im Rund- bzw. Ovalschliff.
Das Gesamtgewicht der Smaragde beträgt ca. 40 Karat.
Die Brillanten von schöner Qualität und weißer Farbe. Die Fassung auf der Rückseite durchbrochen gearbeitet.
Die Gepflogenheit des Tragens juwelenbesetzter Ordensdekorationen des Goldenen Vlieses hatte ihre Blütezeit im 18. Jahrhundert.
Sie ist durch zahlreiche Porträts von Ordensrittern des Goldenen Vlieses aus dieser Epoche belegt. Beim Betrachten der auf diesen Gemälden dargestellten Ordensdekorationen finden sich die unterschiedlichsten Ausformungen, so daß von einem einheitlichen Typus oder gareiner Reglementierung nicht gesprochen werden kann. Gelegentlich wurden auch schon im 16. und 17. Jahrhundert juwelenverzierte Ordenskleinodien getragen.
Diese Praxis ist beim Vliesorden vereinzelt auch noch im 19. Jahrhundert zu belegen, obwohl sich spätestens seit den 30er Jahren jenes Jahrhunderts ein weitgehend einheitlicher Typus bei denHalsdekorationen des österreichischen Goldenen Vlieses in Gold und Emaille entwickelt hat.
Die Verwendung von Prunkdekorationen war natürlich auch beim spanischen Ordenszweig verbreitet, wenn nicht sogar noch beliebter.
Juwelenbesetzte Ordenskleinodien des GoldenenVlieses stehen außerhalb jeglicher Reglementierung. Die Kostbarkeit ihrerAusgestaltung war dem Geschmack und den finanziellen Möglichkeiten des jeweiligen Trägers überlassen.
Der Fantasie waren dabei keinerlei Grenzen gesetzt. Einen Eindruck von der Oppulenz der Brillantdekorationen des GoldenenVlieses gewinnt man bei der Betrachtung der Porträts des portugiesischen Königs Jakob VI. und der brasilianischen Kaiser Pedro I. und Pedro II., aber auch Kaiser Franz I. von Österreich.
Während über den Verbleib der überaus prächtigen Ordenskleinodien der drei letztgenannten Herrscher nichts bekanntist, hat sich das besonders große, mit Brillanten und Saphiren geschmückteOrdenskleinod des portugiesischen Königs erhalten und befindet sich noch heute bei den portugiesischen Kronjuwelen im Ajuda-Palast in Lissabon.
Die meisten der juwelenbesetzten Ordenskleinodien wurden jedoch nach dem Tod der jeweiligen Träger auseinander genommen, um diekostbaren Edelsteine einer anderweitigen Verwendung zuzuführen.
So wurde beispielsweise das überaus kostbare Goldene Vlies König Ludwig XV. von Frankreich, das mit den wertvollsten Steinen der französischen Kronjuwelen besetzt war, nach dessen Tod auseinandergebrochen, die Steine anderweitig verwendet.
Zwei der in diese spektakuläre Ordensinsignie eingearbeiteten Edelsteine, der Regent-Diamant und ein als feuerspeiender Drache geschliffener Rubin, befinden sich noch heute in der Sammlung des Louvrein Paris und sind gemeinsam mit den französischen Kronjuwelen verschiedener Epochen ausgestellt.
Neben der bereits erwähnten OrdensdekorationKönig Jakob VI. von Portugal befinden sich bedeutende juwelenbesetzte Ordensdekorationend es Goldenen Vlieses in der Schatzkammer der Münchner Residenz, im Grünen Gewölbe in Dresden, im Thurn und Taxis Museum in Regensburg und inverschiedenen fürstlichen Privatsammlungen.
Eine Unterscheidung juwelenbesetzter Ordenskleinodien des Goldenen Vlieses, bzw. eine Zuordnung zu einem der beiden Ordenszweige ist ohne genaue Kenntnis der Provenienz nicht möglich.
Als Beispiel sei das im Topkapi-Museum in Istanbul aufbewahrte Brillantvlies aus dem Besitz der türkischen Sultane genannt. Es entspricht formal dem österreichischen Typus und ist sicherlich auch eine Wiener Arbeit aus der 2.Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die türkischen Sultaner waren jedoch stets Ritter des spanisches Vlieses.
Als Gegenbeispiel möchte ich auf die Ordenskleinodien aus der Sammlung der Fürsten von Fürstenberg verweisen. Diese österreichischen Goldenen Vliese entsprechen formal dem spanischen Typus. AlleVliesritter der Familie Fürstenberg gehörten jedoch dem österreichischen Vliesorden an.
Bei den in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts entstandenen, mit Edelsteinen verzierten, prunkvollen Ordenskleinodien des Goldenen Vlieses aus Wittelsbacher Besitz in der Schatzkammer der Münchner Residenz handelt es sich um Insignien des spanischenOrdenszweiges.
Dagegen gehören die etwas früher von Johann Heinrich Köhler und Johann Melchior Dinglinger geschaffenen, teilweise noch prächtigeren Ordensdekorationen des Goldenen Vlieses aus den Juwelen-Prunkgarnituren des sächsischen Kurfürsten August des Starken (1694 - 1733) und seines Nachfolgers Friedrich August II. (1733 - 1763) im Grünen Gewölbe in Dresden zum österreichischen Vliesorden.
Die prächtigen Ordenskleinodien der Fürsten von Thurn und Taxis gehören ebenfalls zum österreichischen Zweig des Ordens vomGoldenen Vlies.
Die ausgewählten Beispiele sollen aufzeigen,daß beim Orden vom Goldenen Vlies, insbesondere bei den juwelenverzierten Prunkdekorationen, eine Zuordnung zum spanischen oder österreichischen Ordenszweig allein anhand der Typologie zumindest problematisch, wenn nicht gar unmöglich ist.
Das hier angebotene Ordenskleinod lehnt sich in seiner Komposition, vor allem bei der Gestaltung des Widderfelles und der Flammen, stilistisch stark an ein Kleinod aus dem Besitz der sächsischenKurfürsten im Grünen Gewölbe in Dresden an. Das Dresdner Kleinod entstand jedoch etwa 150 Jahre früher als unser Exemplar in Prag.
Die hier von uns angebotene Ordensdekoration wurde für ein Mitglied eines bedeutenden europäischen Fürstenhauses in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts angefertigt.
110 x 60 mm. Gewicht mit Band 39,8 g.
GESCHICHTE DES ORDENS VOM GOLDENEN VLIES
Gestiftet am 10. Januar 1429 (Datum nach dem damals üblichen Kalenderjahr, nach heutiger Zeitrechnung 10. Januar 1430) von Herzog Philipp dem Guten von Burgund.
Nach der Intention des Stifters sollte der Orden "zum Lobe und Ruhme des Hauses (Burgund), zur Ehre der Heiligen Jungfrau Maria und des Apostels Andreas sowie zum Schutze, zur Förderung und Ausbreitung des katholischen Glaubens und der Kirche, zur Tugend und Vermehrung guter Sitte" dienen.
Die Wahl des Goldenen Vlieses als Emblem des Ordens ist, in Anspielung auf die antike griechische Mythologie, ein Symbol für den Wunsch Philipp des Guten, sich an die Spitze eines Kreuzzuges zu stellen.
Szenen aus dem Zug Jasons und der Argonauten nach Kolchis und die Eroberung des Goldenen Vlieses werden im Feuerstahl der Halsdekorationen des österreichischen Goldenen Vlieses ab dem 19. Jahrhundert dargestellt.
Der Glanz des burgundischen Hofes übertrug sich auf den Orden, der mit kostbaren Zeremonialgegenständen ausgestattet, und neben dem englischen Hosenbandorden schon früh zu einem der bedeutendsten weltlichen Ritterorden wurde.
Das aus der Zeit der Burgundischen Herzöge stammende Schwurkreuz und der Paramentenschatz sind, neben anderen Kleinodien,noch heute Eigentum des Ordens und in der Schatzkammer der Wiener Hofburg ausgestellt.
Nach dem Tod des letzten Burgunderherzogs, Karl des Kühnen (1477), gelangte die Großmeisterwürde und Souveränität des Ordens durch die Heirat Maximilian I. mit dessen Tochter Maria von Burgund an das Haus Habsburg.
Der damit verbundene Glanz des Kaisertums erhöhte das Renommée des Ordens noch weiter und er erlebte unter Kaiser Karl V.(1519 - 1556) eine Blüte, die kaum ein Orden vorher oder danach jemals besessen hat.
Nach der Teilung des Reiches bei Abdankung Karl V. im Jahr 1556 fiel der Orden vom Goldenen Vlies an dessen Sohn König Philipp II. als Chef der Spanischen Linie des Hauses Habsburg. Der Orden behielt aber seine europäische Dimension, wurde er doch jetzt von einem König verliehen, den seine Zeitgenossen als den Weltbeherrscher bezeichneten und in dessen Reich,ebenso wie zur Zeit seines Vaters, die Sonne niemals unterging.
Als König Karl II., der letzte spanischeHabsburger, 1701 kinderlos starb, entbrannte sofort ein Streit zwischen PhilippV., dem testamentarischen Nachfolger Karl II., und Kaiser Karl VI. um das spanische Erbe und die Souveränität über den Orden vom Goldenen Vlies. Im Verlauf des Spanischen Erbfolgekrieges kam es zur Teilung in eine spanische und eine Österreichische Linie des Ordens. Diese Teilung erhielt bis zur Mitte des18. Jahrhunderts einen definitiven Charakter. Beide Ordenszweige bestehen bis heute fort.
Die Zahl der Ordensritter war durch die Statuten auf dreißig, ohne den Ordenssouverän, begrenzt. Karl V. erhöhte mit Genehmigung durch päpstliche Bulle PapstLeo X. die Zahl auf 51 Ordensritter, den Chef und Souverän mitgezählt.
Der Österreichische Orden vom Goldenen Vlies blieb im wesentlichen bis zum heutigen Tag den Ordensstatuten von 1429 treu und bewahrte den Charakter eines Ritterordens. Konzessionen wurden nur in unzeitgemäßen Bereichen wie z. B. der Inkompatibilität mit anderen Orden gemacht. Den hohen Zielen des Ordens wurden die Chefs und Souverène aus dem Hause Habsburg aber immer durch die Auswahl von Ordensrittern mit einwandfreier christlicher Lebensführung aus dem katholischen Hochadel Europas, gerecht.
Die Geschichte des Ordens eingehender zu betrachten, verbietet der hier vorgegebene Rahmen.
Ohne Übertreibung kann aber festgestellt werden, daß der Orden vom Goldenen Vlies neben dem Garter, vor allem auch durch seine ungeheuer reichhaltige Rezeption in Kunstwerken und Denkmälern, für die Kulturgeschichte Europas der wichtigste und darüber hinaus wohl der bekannteste aller weltlichen Ritterorden ist.
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