Deutsches Reich 1933 - 1945Orden und EhrenzeichenFreie Stadt Danzig

Verleihungsurkunde zum Danziger Kreuz 1. Klasse an Reichsminister Dr. Lammers, Chef der Reichskanzlei.

Die Verleihungsurkunde an Reichsminister Dr. Lammers  mit geprägtem Danziger Kreuz, datiert 31. August 1939. Mit Originalunterschrift des Gauleiters von Danzig - Westpreußen Albert Forster in Tinte.

Hans Heinrich Lammers (* 27. Mai 1879 in Lublinitz; † 4.Januar 1962 in Düsseldorf) war ein deutscher Richter, Verwaltungsjurist und Ministerialbeamter. In der Zeit des Nationalsozialismus war er Chef derReichskanzlei.

Im Wilhelmstraßen-Prozess wurde er 1949 wegenKriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 20 Jahren Haftverurteilt.

Lammers, Sohn eines Tierarztes, besuchte die evangelischeFürstenschule in Pless. Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaft an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau und derRuprecht-Karls-Universität Heidelberg. In Breslau wurde er Mitglied derMiltenberger Verbindung Wratislavia Breslau. Er legte 1901 das Referendarexamenab und diente als Einjährig-Freiwilliger in der Preußischen Armee (1906 Leutnant d. R.). 1904 wurde er zum Dr. iur. promoviert. Nach der großenStaatsprüfung (1907) trat er in die preußische Rechtspflege ein. Zunächst Gerichtsassessor in Breslau, wurde er 1912 Landrichter in Beuthen,Oberschlesien. Am 29. April 1913 heiratete er in Gleiwitz Elfriede Tepel (1894-1945), die 1914 und 1918 zwei Töchter zur Welt brachte.

Lammers meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger beim 4.Niederschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 51 in Breslau. Durch eine Verwundungverlor er 1917 sein linkes Auge. Deshalb von der kämpfenden Truppe zum Ober Ostversetzt, war er zuletzt Leiter der Finanzabteilung.

Ende 1920 in das Reichsministerium des Innern, Abteilung I,berufen, wurde er 1921 Oberregierungsrat und 1922 Ministerialrat und Leiter desVerfassungsreferates in der Staatsrechtsabteilung. Seinen ungewöhnlichschnellen Aufstieg in der Behörde hatte er Theodor Lewald zu verdanken. In derStaatsrechtsabteilung vertrat er das Reich in Prozessen gegen die Länder. SeineAblehnung der Weimarer Republik missfiel sozialdemokratischen Abgeordneten.Carl Severing rügte ihn 1928, weil er in einem Zeitungsartikel von Lammers eine"absichtliche Herabsetzung der Reichsverfassung" sah. Dass auch SeveringsVorgänger, der deutschnationale Walter von Keudell, Lammers bei Beförderungenübergangen hatte, wird als Grund für seinen Eintritt in dieNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei im Februar 1932 angenommen. Alsüberzeugter Monarchist und nationalkonservativer Beamter war er zuvor Mitgliedder Deutschnationalen Volkspartei, des Stahlhelmbundes und des BerlinerNationalklubs von 1919 gewesen.

Am Tag von Potsdam ernannte der neue Reichskanzler AdolfHitler Lammers zum Staatssekretär und Chef der Reichskanzlei. An dieserSchnittstelle zwischen Hitler und den Reichsverwaltungsbehörden organisierte er (mit Martin Bormann, Otto Meissner und ab 1938 Wilhelm Keitel) die Regierungsgeschäfte. Da nach 1933 kaum noch Kabinettssitzungen stattfanden,übermittelte er auch den Reichsministerien Hitlers Wünsche und Befehle. Lammerswar es, der Hitlers häufig spontane Absichten und Pläne inverwaltungskompatible Juristentexte übersetzte und damit ihre Ausführung undUmsetzung sicherte. Umgekehrt war Lammers auch für alle nicht parteirelevantenDinge die entscheidende Zugangshürde zu Hitler. So verhalf er unter anderemseinem halb-jüdischen früheren Förderer Theodor Lewald, der inzwischenPräsident des Organisationskomitees der Olympischen Spiele 1936 geworden war,schnell und unkompliziert zu Audienzen bei Hitler und half, eine überausgroßzügige Finanzierung der Spiele sicherzustellen. Lammers filterte dieInformationen und Anliegen, die aus der Verwaltung an Hitler herangetragenwurden. Bei Hitlers bekannter Abneigung gegen Bürotätigkeit und Aktenstudiumwar es Lammers, der alle aus seiner Sicht regierungsrelevanten Dingezusammenstellte und dann im mündlichen Vortrag mit Hitler besprach. Lammersübernahm auch im Rahmen der Hitler anstelle eines Gehaltes zufließenden Mittel(Verkauf der Briefmarken mit seinem Abbild, Adolf-Hitler-Spende der deutschenWirtschaft etc.) die Verwaltung der Hitler zur persönlichen Verfügung stehenden Anlagevermögen, die großenteils beim Bankhaus Delbrück lagen.

Im Februar 1932 wurde er Mitglied der NSDAP, seineParteimitgliedschaft war mit Wirkung vom 1. März 1932 unter der Nummer 1.010.355 registriert. Sein erstes politisches Auftreten für die NSDAP erfolgte am 24. September 1932, als er im Rahmen einer Veranstaltung für Beamte im preußischen Landtag vor dem Hauptredner Goebbels eine Ansprache hielt.

Am 26. November 1937 wurde er von Hitler zum Reichsminister ohne Portefeuille mit der Amtsbezeichnung Reichsminister und Chef derReichskanzlei ernannt. In dieser Funktion war er für die von Hitler gewährten Dotationen zuständig.

Am 29. September 1933 war Lammers in die SS (SS-Nr. 118.404) eingetreten und hatte den Rang eines SS-Oberführers erhalten. Danach folgtendie Beförderungen zum SS-Brigadeführer (20. April 1935), SS-Gruppenführer (30.Januar 1938) und SS-Obergruppenführer (20. April 1940). Er gehörte 1933 zu den Gründungsmitgliedern der nationalsozialistischen Akademie für Deutsches Recht Hans Franks und ab Ende 1933 Führer des Reichsverbandes Deutscher Verwaltungsakademien.

Seit dem 30. November 1939 war er geschäftsführendes Mitglied des unter Hermann Görings Vorsitz stehenden Ministerrats für die Reichsverteidigung. Lammers war in die Aktion T4 involviert. Diese"Euthanasie"-Tarnorganisation hatte ihren Sitz in Berlin in derTiergartenstraße 4.

Ab 1937 stand Lammers das Palais Von-der-Heydt-Straße 18 als Wohnsitz zur Verfügung (heute: Zentrale der Stiftung Preußischer Kulturbesitz). Bereits seit 1934 durfte er mit Erlaubnis Hitlers das Jagdhaus desReichspräsidenten am Werbellinsee nutzen (ehemaliges kaiserliches Jagdhaus, zu DDR-Zeiten abgerissen und als Jagdhaus Hubertusstock neu aufgebaut). Hitler schenkte ihm 1944 das Jagdhaus mit einer Dotation von 600.000 Reichsmark für seine geleisteten Dienste.

Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Lammers im April 1945 verhaftet, als er den Versuch unterstützte, Hitler durch Göring zu ersetzen. Vor der von Hitler daraufhin angeordneten Erschießung durch die SS wurde er von US-amerikanischen Truppen gefangen genommen. Bis zum August 1945 wurde er mit anderen NS-Größen und hohen Militärangehörigen im luxemburgischen Bad Mondorf im Camp Ashcan interniert.

Am 8. und 9. April 1946 trat Lammers als Zeuge im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher auf. Im Wilhelmstraßen-Prozess gegen Mitarbeiter verschiedener Ministerien des Deutschen Reiches 1933 bis 1945 wurde er am 11. April 1949 wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, unter anderem der Mitwirkung an der Ermordung der europäischen Juden, vom IV. Alliierten Militärgericht zu 20 Jahren Haft verurteilt. Am 31.Januar 1951 wurde diese Strafe vom amerikanischen Hohen Kommissar John Jay McCloy auf 10 Jahre abgemildert; am 16. Dezember 1951 wurde er begnadigt und aus dem Gefängnis in Landsberg am Lech entlassen.

Bedeutendes museales Dokument eines der wichtigsten Funktionsträger des 3. Reiches und meines Wissens die einzige Urkunde einer an Dr. Lammers verliehene Auszeichnung, die bislang angeboten wurde.

1-2
9.500,00