Orden & Ehrenzeichen DeutschlandBayern

2 Kurbayrischer Hochadeliger Ritterorden vom Heiligen Michael - Gesticktes Ordenskreuz (Bruststern) aus der Stiftungszeit des Ordens, um 1721.

Gestiftet am 29. September 1693 von Kurfürst Joseph Clemens, Erzbischof von Köln und Herzog von Bayern. Der Orden war ausschließlich für den Hochadel vorgesehen (die Ordensritter hatten eine Adelsprobe abzulegen und mussten römisch-katholischer Religion sein) und war mit prächtigen Regalien ausgestattet.

So trugen die Ordensritter neben den eigentlichen Dekorationen prächtige Ordensornate und Schwerter. Die Ordensritter gliederten sich in eine geistliche Abteilung, die so genannte blaue Fahne und eine weltliche Abteilung, die so genannte weiße Fahne. Die beiden Fahnen waren jeweils in drei Klassen eingeteilt. Die 1. Klasse bestand aus neun geistlichen und neun weltlichen Ordens-Commandeurs oder Großkreuzherren, denen das tragen der Ordenskette vorbehalten war. Die 2. Klasse bestand aus vier geistlichen und vier weltlichen Ordensbeamten, die im unterschied zu den Großkreuzherren und Rittern nicht den Hl. Michael sondern die Ordensdevise „Quis ut Deus“ im vorderseitigen Medaillon der Ordenskreuze hatten. Die 3. Klasse bestand aus 18 geistlichen und 18 weltlichen Ordensritten, die das Ordenskreuz statt an der Kette am Band trugen.

In den Statuten von 1721 war (als Stern) das Tragen eines gestickten Ordenskreuzes auf der linken Brust vorgesehen

Der Orden genoss während des gesamten 18. Jahrhunders ein hohes Ansehen. 1799 gab Kurfürst Maximilian Joseph (der spätere König von Bayern) die ihm durch kanonische Wahl zugekommene Großmeisterwürde zurück, weil er nach Erbschaft der Kurpfalz und Bayerns mehrere Großmeisterwürden anderer Orden bekleidete und diese mit dem Amte des Großmeisters des Ordens vom Hl. Michael für unvereinbar hielt. An seiner Stelle wurde Herzog Wilhelm (von der Linie Birkenfeld des Hauses Bayern) am 12. April 1799 zum Goßmeister gewählt. Er erhielt den Titel eines "Herzogs in Bayern" und war der Begründer dieser letzten noch verbliebenen Nebenlinie des Hauses Wittelsbach, der auch die spätere österreichische Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi, entstammte. Nach Erlangung des Königswürde (1806) genehmigte König Max. I. Joseph das Fortbestehen des Ordens im Königreich Bayern und der Orden wurde im Jahr 1813 unter der Bezeichnung „Ritter-Haus-Orden vom Hl. Michael, dessen Großmeisterstelle mit Königlicher allerhöchster Genehmigung einem Prinzen des Hauses übertragen ist“ im bayrischen Hof- und Staatshandbuch geführt. Nach dem Tode Herzog Wilhelms wandelte König Ludwig I. den Orden am 18. Januar 1837 in den Verdienst-Orden vom Hl. Michael um, gab ihm neue Statuten, eine neue Klasseneinteilung und eine was verändertes Aussehen und bestimmte, dass die alte Form des Ordens nicht mehr verliehen werden sollte. Den bisherigen Rittern wurde das Tragen der Dekorationen jedoch ausdrücklich weiterhin gestattet.

Im Zeitraum des Bestehens des Ordens von 1693 – 1837 wurden insgesamt nur 289 Großkreuzherren und 119 Ritter ernannt.

Alle Insignien des Ordens sind daher von größter Seltenheit.

 

Gesticktes Ordenskreuz gemäß der Statuten von 1721. Vergoldeter Silberlahn und Silberfäden, schwarze Seidenfadenstickerei. Auf der Rückseite Deckpapier mit handschriftlicher Herstellerbezeichnung:

„J. f. de Bois Brodeur de son a. e. d. Bav.“.

Bedeutendes Prachtexemplar in allerfeinster Stickereiqualität aus der Regierungszeit des Erzbbischofs und Kurfürsten von Köln Klemens August v. Bayern (1723 – 1761).

Dieses Exemplar ist bei Klingbeil/Thies, Orden 1700 – 2000, Band I., S. 116 ff abgebildet und beschrieben.

Es handelt sich um das einzige bekannte gestickte Brustkreuz dieses Ordens gemäß der Statuten von 1721, von dem auch in den Museen des Freistaates Bayern kein weiteres Exemplar vorhanden ist.

 

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