Zeitgeschichte - Kunst - Miscellaneen

213 Rudolf Hess / Karl Haushofer: Ehrenmedaille der Deutschen Akademie.

Versilberte Medaille mit rückseitiger Widmungsinschrift: "Für Rudolf Heß" sowie der gravierte Nameszug "K. Haushofer".

Im Originaletui aus schwarzem Leinen mit dunkelblauer, hochklappbarer Samteinlage. Der Innendeckel mit dunkelblauem Kunstseidenfutter.

Historisch hochinteressante Plakette zum komplexen Verhältnis des Führer - Stellvertreters Rudolf Hess und Karl Haushofers.

Durchmesser: 68 mm.Etui: 155 x 140 mm.

 Die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland begann 1933 für Karl Haushofer und seine Familie mit sehr deutlichen Signalen. Mitte März fand auf Grund einer Denunziation wegen verbotenen Waffenbesitzes eine Hausdurchsuchung durch die bayrische Polizei statt. Er erhielt Anfang des Jahres die Stelle, den Titel und Rang eines Ordentlichen Professors an der Universität München. Sein Plan, hier auch einen Lehrstuhl für Geopolitik zu eröffnen, scheiterte an der Ablehnung durch den bayerischen Kultusminister Hans Schemm (1891–1935). Haushofer gehörte 1933 zu den Gründungsmitgliedern der nationalsozialistischen Akademie für Deutsches Recht Hans Franks. Besonders schwierig war, dass nach den nationalsozialistischen Rassegesetzen Martha Haushofer als „Halbjüdin“, die beiden Söhne Albrecht und Heinz als „Vierteljuden“ eingestuft wurden. Sie waren dadurch gefährdet, vor allem soweit es um öffentlich wirksame Aktivitäten ging. Der inzwischen zum Stellvertreter des Führers avancierte Rudolf Heß stellte auf Bitten einen sogenannten „Schutzbrief“ aus, der zumindest vor Zugriffen und direkten Verfolgungen etwas Sicherheit bot. In den Jahren 1934 bis 1937 war Karl Haushofer Präsident der Deutschen Akademie. In der 1935 gegründeten Deutsch-Englischen Gesellschaft wurde er Vorstandsmitglied. Von 1938 bis 1941 war er, als Nachfolger des zum Rücktritt gezwungenen Hans Steinacher, Leiter des nun gleichgeschalteten Volksbundes für das Deutschtum im Ausland. Dadurch wurde er den offiziellen Stellen im Deutschen Reich gegenüber stets als Parteigenosse geführt, ohne jedoch selbst Mitglied der NSDAP zu sein. Dieser mitunter skurril anmutende „Sonderstellung“ war sich Karl Haushofer nicht immer bewusst. Wo er einen vermeintlichen Nutzen für sich sah, spielte er diese Karte geschickt aus. Aber sie barg auch enorme Gefahren, vor allem dort, wo er sich nicht in Übereinstimmung mit den politischen und strategischen Zielen des Führungsstabes um Adolf Hitler befand. Nicht immer half ihm dabei, sich auf einen „rein militärischen Standpunkt“ zurückzuziehen, was er nach 1933 vordergründiger tat. Mehr und mehr sah Karl Haushofer seine persönliche Rolle in der eines Mittlers „zwischen Ost und West“– sprich zwischen Japan und Deutschland. Durch sein intensives Netzwerk in Japan zu unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen, zu denen sowohl Politiker, Vertreter der Wissenschaft, der Wirtschaft und des Militärs gehörten, konnte er beispielsweise auf japanischer Seite die starken rassistischen Komponenten der nationalsozialistischen Politik oder die durch den Abschluss des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes hervorgerufenen Irritationen abmildern. Ebenso galt er in nationalsozialistischen Regierungskreisen Deutschlands als Japankenner, auch wenn seine Positionen nicht immer in Übereinstimmung mit den Zielen Adolf Hitlers standen. Das führte bereits um 1934 zu engen Beziehungen zum damaligen außenpolitischen Berater Adolf Hitlers Joachim von Ribbentrop (1893–1946). So stellte Karl Haushofer seine Informationen und zum Teil auch das japanische Netzwerk zur Verfügung, um mögliche Bündnisvarianten für Deutschland abzuprüfen. Darüber hinaus wurde auch der älteste Sohn Albrecht Haushofer als Mitarbeiter des Büros Ribbentrop, ausgestattet mit Geheimaufträgen in Japan tätig. Insofern war Karl Haushofer mitbeteiligt am Zustandekommen des Antikominternpaktes zwischen Deutschland und Japan 1936. Nach mehreren vergeblichen Anläufen bemühte sich Karl Haushofer 1938 am Rande einer Veranstaltung mit Adolf Hitler, diesen unter vier Augen vor weiteren militärischen Aktivitäten nach dem Münchener Abkommen zu warnen und geeignete Bündnisse für Deutschland im asiatischen Raum aufzuzeigen. Dieses Gespräch wurde von Hitler brüsk abgebrochen. Infolgedessen wurde Haushofer immer deutlicher in seinen geopolitischen Aktivitäten und Forschungen beschnitten. Dennoch erschien noch im gleichen Jahr eine verbesserte Neuauflage seines Buches „Geopolitik des Pazifischen Ozeans“, in dem er vor allem Japan dieselbe Vorreiterrolle für Asien zudachte, die nach seinen Vorstellungen Deutschland in Europa spielen sollte. Als dritte Achsenmacht setzte er dabei auf die Sowjetunion. Im Februar 1939 beendete Karl Haushofer seine Tätigkeit als Hochschullehrer. Dem Nationalsozialismus, mit dem er vor allem durch die Freundschaft mit Rudolf Heß lange verbunden war, stand er in dieser Zeit bereits kritisch gegenüber. Nach Rudolf Heß’ Flug nach Großbritannien am 10. Mai 1941 verlor Haushofer jeglichen Einfluss und geriet darüber hinaus ins Visier der Gestapo. Er und sein Sohn Albrecht wurden verhaftet und als mögliche Mitwisser Verhören unterzogen, die zum Teil SD-Chef Reinhard Heydrich selbst führte. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stürzte Karl Haushofer dann in eine schwere Depression.Er zog sich auf den Hartschimmelhof der Familie zurück, seine letzte Veröffentlichung „Das Reich. Großdeutsches Werden im Abendland“ erschien 1943. Albrecht Haushofer wurde am 7. Dezember 1944 als Mitbeteiligter an den Vorbereitungen des Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 verhaftet und in der Nacht zum 23. April 1945 von der SS außerhalb des Gefängnisses ermordet. Auch der jüngere Sohn Heinz war zeitweilig inhaftiert. Karl Haushofer wurde ebenfalls in Haft genommen und verbrachte anschließend einen Monat als Häftling in Dachau. Nach seiner Entlassung war er seelisch, aber auch körperlich stark mitgenommen und erlitt 1945 einen Herzinfarkt. Im Rahmen des Nürnberger Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher kam es Anfang 1946 zu einer Gegenüberstellung Haushofers mit Heß, der behauptete, Haushofer nicht zu kennen. In der Nacht vom 10. auf den 11. März 1946 töteten Karl Haushofer und seine Frau Martha sich an einer abgelegenen Stelle ihres Hartschimmelhofes mit Arsen. In der hinterlassenen „Erklärung an unseren Sohn Heinz und unseren Familien-Anwalt Dr. Carl Beisler“ nannte Karl Haushofer als Grund für den gemeinsamen Suizid „unheilbare Trauer um das Schicksal von Land und Volk, dem ich vergeblich meine ganze Lebensarbeit geweiht hatte; und um den vorzeitigen Tod unseres Sohnes Albrecht, in dem ich den Erben meines wissenschaftlichen Werkes verloren habe“. Die Eheleute wurden auf dem privaten Friedhof des Hartschimmelhofes beigesetzt.

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