349 Adolf Hitler - Leondinger Wochenblatt
Geschenkband an Adolf Hitler mit den als Druckvorlage verwendeten handschriftlichen Originalexemplaren des Leondinger Wochenblatts.
Auf dem Deckel der Kladde Ansicht der Gemeinde Leonding und humoristische Anmerkungen zu Motto und Schriftleitung der Zeitschrift.
Auf dem Vorsatzblatt handschriftliche Widmung:
"Dem Führer des deutschen Volkes.
zurück in Jugendtage wird sie führen,
was in den Blättern hier geschrieben steht;
Sie werden lachen oft, oft mag Sie's rühren,
vom Geiste der Vergangenheit umweht.
dem großen Führer wag' ich dies zu senden -
Bei wem wohl wäre es in bessern Händen?
In Hochschätzung und Verehrung
ergebenst
Karl Weislein
Linz, den 5. Juli 1937."
Die einzelnen Ausgaben beginnend mit der Nr. 1 , Leonding, den 1. November 1899. In dieser Ausgabe gleich zweifache Erwähnung des Vaters des künftigen Führers und Reichskanzlers "Herrn Oberamts - Officialen Hitler": "an der hufeisenförmig aufggestellten tafel nahmen alsbald Platz: herr Alterspräsident Oberamts - Official HHerr Kirchmayer, Herr Zaunmüller, Herr Traunfellner, Herr Wimmer, Herr Obermayer, Herr Reisetbauer, Herr Eckar, Herr Weislein und Herr Sixtl."
Inhaltlich beschäftigen sich die Wochenblätter auf oftmals humoristische Weise mit derm örtlichen Tagesgeschehen in Leonding aber auch mit politischen Aspekten. So wurde gleich die erste Ausgabe konfisziert und erschien danach in einer zweiten Auflage.
(Die an Hitler verschenkte Originalschrift enthält jedoch auch die konfiszierten Stellen).
Die Blätter enthalten darüber hinaus zahlreiche humoristische Zeichnungen aus dem Leben der gemeinde Leonding sowie der "Tischgesellschaft" einem Kreis dem Adolf Hitlers Vater Alois als Präsident vorstand.
Insgesamt umspannt die an Adolf Hitler überreichte Sammlung die Ausgaben Nr. 1 vom 1. November 1899 bis Nr. 11 vom 23. Jänner 1901 ( 42 Ausgaben) sowie den Ausführlichen Aufsatzn "nach Venedig" des Herausgebers Karl Weislein.
Nr. 3 vom 15. November 1899 (mit antisemitischer Zeichnung der Villa des jüdischen Bürgers Weislein), Nr.5 vom 6. Dezember 1899 mit Erwähnung Alois Hitlers inm Zusammenhang mit der örtlichen "Tischgesellschaft": "...Weiter wurden am letzten jour fix zwei wichtige Wechsel vollzogen. Herr Oberamts - official Hitler wurde per acclamation zum definitiven Präsidenten, Herr Accesist Ecker per acclamation zum Vice-Präsidenten der Tischgesellschaft gewählt."
Nr. 7 vom 20. Dezember 1899 mit Erwähnung Alois Hitlers
Nr. 10 vom 24. Jänner 1900 mit Erwähnung des Vaters Alois Hitler.
In den Ausgaben 11 - 17 wird ausführlich über eine Jerusalem Pilgerfahrt mehrerer Leondinger Bürger berichtet. Möglicherweise hat Adolf Hitler hier bereits als elfjähriger Schilderungen über in Palästina lebende Zionisten aufgeschnappt, die entsprechend dem im Österreich der Jahrhundertwende lin weiten Bevölkerungsschichten latent vorhandenen Antisemitismus durchaus negativ gewesen sein mögen. Aber auch die übertriebene "Frömmelei" der damaligen Gesellschaft mögen eine abstoßende Wirkung auf Hitler gehabt haben und einen Beitrag zu der Entwicklung einer (nie offen zur Schau gestellten ) Ablehnung des Katholizismus geleistet haben.
Nr. 22 vom 1. August 1900 mit Erwähnung des Vaters Alois Hitlers in Zusammenhang mit der "Tischgesellschaft". Ebenso in der ASusgabe 23 vom 8. August 1900.
Besonders interessant die mit einem von der Parole "Heil und Sieg." überschriebenen Ausgabe 32 vom 24. Oktober 1900 in der in einem Schwarz-Rot-Gold umrandeten Nachrichtenblock der Sieg der "deutschvölkischen" über die "clericale" Partei in Leonding gefeiert wird. Der Artikel endet mit den Worten: "...und so wie gestern bei der Siegesfeier der Donner der Geschütze allen Gegnern zum Grauen verkündete, daß iohr Ende in der hiesigen gemeinde herangekommen ist, so möge in allen deutschen Gauen unserers Vaterlandes wie aus einem Munde der Freudenruf weithin erschallen: Heil und Sieg!"
Die Nr. 1 vom 7. November 1900 (II. Jahrgang) mit Erwähnung des Vaters Alois Hitler im Rahmen der Siegesfeier der deutschvölkischen Partei: "...Herr Oberamtsofficial Hitler hielt eine Ansprache, welche von den anwesenden mit Begeisterung aufgenommen wurde...".
Nr. 2 vom 14. November 1900 mit Protokoll einer Sitzung im Hotel Zacherl die mit dem Titel "Germanenkampf noder Bruderzwist im Hause Freiheit - (ein lustioges Trauerspiel odfer ein trauriges Lustspiel in 1 Acte) : überschrieben ist.
Unter den Anwesenden Alois Hitler, K.u.K.Oberamtsofficioal i.R.; Hitler schließt die Sitzung mehrfach mit den Worten"Wir sind beleidigt! Zahl'n wir gehn!" Nach leidenschaftlicher Diskussion sagt Hitler: "Gesinnungsgenossen? Ja ...! Was laßt sie dann so lang raßen? (Mit dem Glase zu Reiselbauer gehend ) Mein Herrr !Sie werden es nicht über Ihr Herz bringen können, in Ihrem eigenen Fleische zu wühlen - wir sind hier lauter Männer eines Sinnes. Sie werden sich nicht nur nichts vergeben, wenn Sie Ihrem Gegner die Hand zur Versöhnung reichen, sondern Sie werden sich im Gegenteilenein ewiges Denkmal setzen in den Herzen Ihrer Brüder."
Es ist auffällig, daß im Sprachgebrauch der Artikel dieser Wochenblätter sehr häufig die Worte "heil" und "heil ihm" verwendet werden, ein Beweis, daß diese Ausdrucksweise zum alltäglichen Sprachgebrauch dieser Zeit gehörten und damit auch für den jungen Hitler allgegenwärtig waren.
So z.B. in dere Ausgabe 20 vom 27. Juni 1900 im Zusammenhang mit den anstehenden Wahlen: "...es wähle jeder frei, als freier deutscher Mann,...schließen wir indem wir Euch zurufen. Männer heraus! Lasset es schallen von Haus zu haus! Heil und Sieg!".
In der Nr. 5 vom 5. December 1900: "... die durch eine Zuschrift von Herrn Oberamtsofficial Hitler hervorgerufene Debatte führte zu keinem Resultate".
Ausgabe 7 vom 19. Dezember 1900. "...Herr Vorsitzender Oberamtsofficial Hitler strahlte vor Wohlbehagen, eingehüllt in eine Rauchwolke, wie ein Heiliger der von einer Wolke des Himmels umgeben wird." Und weiter: "(Einbruch): Im Hause des Herrn Oberofficial Hitler wurde in der nacht zum Sonntag auf Montag in den Gaisstall eingebrochen und versucht die der partei Plöckinger gehörige Gais zu entwenden, dies aber auf unaufgeklärte Weise unterlassen".
Diese Sammlung des Leondinger Wochenblatts hat einen nicht zu unterschätzenden Wert für die Erforschung der Biographie Adolf Hitlers, da sie ein ausgesprochen lebendiges Bild des sozialen Umfelds aufzeigt, in dem der künftige Führer und Reichskanzler aufwuchs. Viele der geschilderten Ereignisse und Gegebenheiten könnten einen gewissen Einfluß auf die Entwicklung seiner Persönlichkeit gehabt haben.
Die Dokumente zeichen ein lebendiges Gesellschafts- und Sittenbild der unmittelbaren Umgebung Adolf Hitlers zum Zeitpunkt der Jahrhundertwende.
Bedeutendes museales Dokument zur Persönlichkeit Adolf Hitlers