235 Reichsaußenminister Konstantin von Neurath - Bedeutender Dokumentennachlaß.
Bestätigungsurkunde in seinem Amt als Reichsminister des Auswärtigen in der neugebildeten Reichsregierung für Konstantin Freiherr von Neurath.
Datiert Berlin, den 3. Dezember 1932. Mit Prägesiegel und Originalunterschrift des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und Gegenzeichnung des Reichskanzlers Kurt v. Schleicher
Mit originalem an Reichsminister von Neurath adressierten Umschlag.
Die Reichstagswahlen vom 6. November 1932 erbrachten eine gesunkene Stimmenzahl für die NSDAP (33,1 statt 37,3 %), änderten aber nichts an der verfahrenen Situation, dass die beiden Parteien, die die Weimarer Republik radikal ablehnten (NSDAP und KPD), gemeinsam eine Mehrheit hatten. Dennoch betraute Hindenburg mit der Regierungsbildung erneut Papen, der nun offen dafür plädierte, den Ausnahmezustand zu erklären: Man solle den handlungsunfähigen Reichstag erneut auflösen und die Neuwahlen aussetzen, bis mit einem Abklingen der Weltwirtschaftskrise auch der politische Radikalismus abgeklungen sei. Bis dahin müsse man mit Unterstützung der Reichswehr gegen die Verfassung regieren. Dieses Vorhaben verhinderte Schleicher, indem er bei seinem Untergebenen Eugen Ott ein Planspiel in Auftrag gab, das zeigte, dass im Falle eines Bürgerkriegs die Reichswehr den bewaffneten Kräften der Nationalsozialisten und der Kommunisten unterlegen sein würde.
Papen trat daraufhin zurück und Hindenburg ernannte am 3. Dezember 1932 Schleicher zum Reichskanzler. Nachdem sein Plan einer Querfront aller sozial orientierten Kräfte von den Freien Gewerkschaften über den Arbeitnehmerflügel des Zentrums bis zum linken Flügel der NSDAP um Gregor Strasser gescheitert war, plädierte er ebenfalls für einen Staatsstreich: Der Reichstag solle aufgelöst werden, ohne einen Termin für Neuwahlen festzulegen. Als Hindenburg dies erneut ablehnte, trat Schleicher am 28. Januar 1933 zurück.
Bedeutendes Dokument zur Dokumentation des letzten Kabinetts der Weimarer Republik unter Kurt v. Schleicher.